Das Landleben macht nicht mehr schlank

- Galten bis vor wenigen Jahrzehnten Übergewicht und Adipositas noch überwiegend als Problem urbaner Ballungszentren, zeigt eine neue Studie, dass die Adipositas-Epidemie auch vor ländlichen Regionen nicht Halt macht und dort sogar stärker ausgeprägt sein kann als in den Städten.

Im Fachmagazin Nature veröffentlichten Forscher des Imperial College in London kürzlich die Ergebnisse ihrer Studie zur globalen Gewichtsentwicklung. Sie werteten zwischen 1985 und 2017 in 200 Ländern gesammelte Body-Mass-Index-Daten (BMI) von 112 Millionen Erwachsenen aus und kamen zu dem Ergebnis, dass das Gewicht sowie der Prozentsatz übergewichtiger und adipöser Menschen in ländlichen Regionen weltweit rasant ansteigen. 

Im Untersuchungszeitraum stieg weltweit der durchschnittliche Body Mass Index (BMI) bei Frauen von 22,6 kg/m2 auf 24,7 kg/m2 und bei Männern von 22,2 kg/m2 auf 24,4 kg/m2. Diese Entwicklung war zu einem großen Teil auf Gewichtsveränderungen in ländlichen Regionen zurückzuführen. Während der durchschnittliche BMI in dieser Zeit in urbanen Regionen bei Frauen um 1,4 kg/m2 und Männern um 1,6 kg/m2 zunahm, waren es auf dem Land für beide Geschlechter 2,1 kg/m2. Von dieser Entwicklung sind inzwischen auch Länder mit mittleren und niedrigen Einkommen betroffen. Zeigten sich in weiten Regionen Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und der Karibik um 1985 noch große Unterschiede im BMI zwischen Stadt- und Landbevölkerung, verringerte sich in den letzten drei Dekaden der Abstand vielerorts um circa 40 %. Inzwischen kann rund um den Globus beobachtet werden, dass sich der BMI in Städten und auf dem Land parallel entwickelt beziehungsweise auf dem Land sogar stärker ansteigt. In westlichen Industrienationen hingegen ist der BMI in ländlichen Regionen vielerorts bereits höher als in den Städten. 

Profitieren Landbewohner in Entwicklungs- und Schwellenländern aktuell von wirtschaftlicher Entwicklung, einer besseren Versorgungslage und Technisierung der Landwirtschaft, spiegelt der BMI-Anstieg in Industrieländern eher die soziale Ungleichheit zwischen ländlichen und urbanen Regionen wider. Neben niedrigerem Bildungsstand und Gesundheitsbewusstsein, sind es auch geringere finanzielle Mittel, die eine Gewichtszunahme fördern. Hinzu kommen strukturelle Defizite. Unzureichende Infrastruktur führt dazu, dass viele Strecken anders als in Städten nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad, sondern mit dem Auto zurückgelegt werden müssen. Ebenso mangelt es häufig an Sport- und Freizeitinfrastruktur, die einen aktiven Lebensstil begünstigen. Letztlich ist es ein Zusammenspiel dieser und weiterer Faktoren, die zu dieser negativen Entwicklung beitragen. 

In Anbetracht der globalen Ausbreitung von Übergewicht und Adipositas zeigen die Studienergebnisse, dass in den Industrienationen ein besonderes Augenmerk auf ländliche Regionen gelegt werden muss. Dies betrifft nicht nur politische Entscheidungen, sondern auch direkte präventive und therapeutische Maßnahmen im Rahmen der medizinischen Grundversorgung. Unkontrolliert droht diese Entwicklung die sozio-ökonomische und gesundheitliche Ungleichheit zwischen Stadt und Land weiter zu vertiefen. 

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