Patienten erwarten die Medizin 2.0

- Der Begriff der Digitalisierung ist aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Mit dem ausgehenden 20. Jahrhundert beschleunigte sich ein Prozess, der auf technischem Fortschritt und zunehmender Digitalisierung basiert und viele Bereiche des Lebens grundlegend veränderte. In Anlehnung an die industrielle Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts und den mit ihr einhergehenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Wandel, spricht man bereits heute im Kontext der Digitalisierung von der „Digitalen Revolution“. Allem voran gilt das Internet als Motor und Drehscheibe dieses Wandels. Zusammen mit weiteren Technologien nahm es großen Einfluss auf die Kommunikation, Arbeitsabläufe sowie das Sozial- und Konsumverhalten.

Die Digitalisierung schreitet weiter voran. Besonders die Vernetzung von Systemen, Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz und Verarbeitung großer Datenmengen stehen heute im Fokus des allgemeinen Interesses. Während diese Lösungen bereits schrittweise in Teile der Wirtschaft implementiert werden, ist Digitalisierung in der Medizin häufig noch ein Fremdwort. Trotz positiver Entwicklungen in einigen Ländern gehören vielerorts noch veraltete Computersysteme, Faxgeräte sowie Stift und Papier zum Alltag. Dabei birgt die Digitalisierung enormes Potenzial, Abläufe im Gesundheitswesen zu optimieren und gleichzeitig Kosten einzusparen. Einige Stimmen postulieren bereits, dass der zukünftige Einsatz von Big Data und künstlicher Intelligenz die Medizin ähnlich revolutionieren wird, wie die Entwicklung von Antibiotika im 20. Jahrhundert. Trotz des enormen Potenzials wird parallel häufig auf die Gefahren der Digitalisierung hingewiesen. Besonders große Bedenken betreffen die Datensicherheit und möglichen Missbrauch sensibler Informationen. Als weiteres Argument gegen die Digitalisierung wird zudem angeführt, dass Patienten digitale Lösungen im Gesundheitswesen nicht benötigen beziehungsweise ablehnen. 

Mit der bereits im Jahr 2014 durchgeführten Digital Patient Survey versuchte die Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey Antworten auf diese Frage zu finden. Dazu wurden mehrere Tausend Patienten in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Singapur befragt. Die Ergebnisse waren eindeutig und ergaben, dass 75 % der Befragten zukünftig digitale Dienstleistungen im Gesundheitswesen wünschen und erwarten. Dabei beschränkt sich die Zustimmung nicht nur auf die junge Generation. Zwar zeigten sich Unterschiede in den bevorzugten Kanälen, jedoch befürwortet auch die große Mehrheit älterer Patienten digitale Angebote und Leistungen. Die Wünsche und Bedürfnisse aller Patientengruppen überschneiden sich hingegen. Patienten erwarten keine revolutionären Veränderungen, sondern vor allem mehr Effizienz und Vernetzung im Gesundheitswesen sowie einen besseren Zugang zu Informationen. Die Akzeptanz digitaler Lösungen steigt in der Bevölkerung stetig. Viele Annehmlichkeiten, die in anderen Bereichen des Lebens bereits weit verbreitet sind, werden heute auch in der Gesundheitsversorgung erwartet. Digitale Lösungen können die Medizin in Zukunft weitreichend positiv verändern, die Arbeit von Ärztinnen und Ärzten unterstützen und zu einer besseren Versorgung und höherer Patientenzufriedenheit beitragen. Aus diesem Grund ist bereits heute ein Umdenken und Ergreifen entsprechender Schritte notwendig, damit die Medizin bereits in naher Zukunft von der Digitalen Revolution profitiert.

Bild 1 © “Monet” / Fotolia.com

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