Wie uns Sport jung hält
Wenn man den Einfluss von Sport auf das Alter beurteilen möchte, stellt sich zunächst die Frage, ob und wie sich das Alter quantifizieren lässt. Während sich das chronologische Alter eines Individuums leicht bestimmen lässt, stellt die Messung des biologischen Alters eine Herausforderung dar. Man kann es anhand des äußeren Erscheinungsbildes und der körperlichen Leistungsfähigkeit schätzen. Als weiterer Biomarker des Alterns wird die Länge der Telomere angesehen. Telomere sind DNA-Abschnitte an den Enden der Chromosomen, die keine Erbinformation tragen, jedoch eine wichtige Funktion für die Stabilität der kodierenden Abschnitte spielen. Bei jeder Zellteilung verkürzt sich der DNA-Strang. Dabei gehen Elemente der Telomere verloren, die informationstragenden DNA-Abschnitte bleiben hingegen geschützt. Unterschreitet die Telomerlänge eine kritische Marke, hört die Zelle auf sich zu teilen oder geht in den programmierten Zelltod (Apoptose) über. Dieser Mechanismus limitiert die Lebenszeit von Zellen und wirkt gleichzeitig einem unkontrollierten Wachstum entgegen. Im Laufe des Lebens nimmt die Telomerlänge der Zellen zunehmend ab. Damit einhergehend verschiebt sich das Gleichgewicht aus Zellteilung und Zelltod. Durch eine sinkende Zahl sich teilender Zellen kommt es zu einem voranschreitenden Zellverlust, der zur Entstehung von Alterserscheinungen, wie beispielsweise abnehmender körperlicher und geistiger Leistungs- und Regenerationsfähigkeit sowie Immunkompetenz führt. Durch körperlichen Verschleiß und Verlust von Kompensationsmechanismen wird auch die Entstehung von Erkrankungen begünstigt.
Telomere können jedoch auch verlängert werden. Dazu dient das Enzym Telomerase, das sich in Stamm-, Keimbahn-, Knochenmarks- sowie infolge von Mutation bei der Tumorzellen findet. In ausgereiften Körperzellen ist seine Aktivität hingegen nicht mehr nachweisbar.
Die Veränderung der Telomerlänge scheint aktuell ein Schlüssel zur Beeinflussung des Alterungsprozesses zu sein. Inzwischen ist bekannt, dass Bewegungsarmut, Rauchen und Übergewicht zu ihrer schnelleren Verkürzung beitragen, während Sport einen protektiven Effekt auszuüben scheint.
Sport beugt nicht nur den Zivilisationserkrankungen, wie Adipositas und Bluthochdruck vor, sondern verbessert auch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Inzwischen gilt er auch als wichtiger Verbündeter gegen den Alterungsprozess. Es konnte gezeigt werden, dass wer sich regelmäßig bewegt, in der Regel länger und gesünder lebt.
Ebenso konnte bereits mehrfach nachgewiesen werden, dass die Telomerlänge zwar mit dem Alter abnimmt, jedoch bei sportlich aktiven Menschen größer ist, als bei Personen, die einen bewegungsarmen Lebensstil pflegen. Von diesem Effekt scheinen besonders Personen mittleren und höheren Alters zu profitieren. Einen wichtigen Einfluss nimmt dabei die Kontinuität der Bewegung. So konnte bei Personen, deren aktive sportliche Phase mehr als zehn bis zwanzig Jahre zurücklag, keine positive Wirkung mehr nachgewiesen werden.
Entscheidend scheint zudem die Art der körperlichen Bewegung. Zwar hat regelmäßiges Training allein schon einen vorteilhaften Effekt auf die Fitness, jedoch zeigte eine kürzlich von Forschern des Universitätsklinikum des Saarlandes veröffentlichte Studie, dass Ausdauer- und Intervalltraining die Telomeraseaktivität in Immunzellen positiv beeinflussen und sogar zu ihrer Verlängerung beitragen kann. Für alleiniges Krafttraining konnte dieser Effekt hingegen nicht gezeigt werden.
Regelmäßige Bewegung ist zweifelsfrei gesund. Sie verbessert die Physis und ist eine der wirkungsvollsten Präventionsmaßnahmen im Kampf gegen eine Vielzahl von Zivilisationserkrankungen. Nach heutigem Kenntnisstand empfiehlt sich vor allem Ausdauersport und aerobes Intervalltraining. Dieses kann vor allem zum gezielten Muskelaufbau durch Krafttraining ergänzt werden.
Abschließend zeigt sich immer deutlicher, dass ein altes Sprichwort bis heute nichts an seiner Aktualität verloren – Bewegung ist die beste Medizin.
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