Wie wird die Bioimpedanzanalyse (BIA) eingesetzt und welchen Mehrwert bietet sie in der medizinischen Praxis? In unserem Video nehmen wir euch mit in ein sportmedizinisches Diagnosezentrum, und erhalten acht Antworten auf wichtige Fragen zum Einsatz der BIA. In unserem Blog berichten Sportmediziner und Sportwissenschaftler ausführlich von ihren Praxis-Erfahrungen mit der BIA. Wenn Du Dein Wissen weiter vertiefen möchtest, melde Dich zu unserem kostenfreien Webinar an.
Die Bioimpedanzanalyse (BIA) ermöglicht einen schnellen und einfachen Blick in den Körper und wird in verschiedenen Bereichen der Medizin angewendet. Wir wollten es genau wissen und haben vier Sportmediziner und -wissenschaftler gefragt, wie sie unsere BIA-Lösung, den seca mBCA, einsetzen. Hier lest ihr, wie der seca mBCA ihnen hilft, Menschen gesünder und Sportler wettkampffähiger zu machen.
Joachim Latsch beschreibt die BIA als eine elegante, kosteneffiziente, schnelle und nicht-invasive Messung, die eine sehr gute Datengrundlage bietet. Joachim Latsch ist niedergelassener Sport- und Präventionsmediziner und forscht nebenher im Bereich der kardiovaskulären Funktionsdiagnostik. In seiner Praxis behandelt er Olympioniken aber auch Nachwuchssportler oder Hobby-Athleten, die sich auf Wettkämpfe vorbereiten. Auch präventionsmedizinische Mitarbeiter- und Manager-Checkups sowie Sporttauglichkeitsuntersuchungen gehören zu seinem Repertoire. Die Messung der Fett- und Muskelmasse mit der „seca Waage“ gehört für ihn immer dazu.
Csaba Losonc ist niedergelassener Facharzt für Sportmedizin, Orthopädie und Chirurgie und verfolgt einen präventionsmedizinischen Ansatz. Vor einigen Jahren gründete er das Diagnosezentrum „FOKUS: Leistungsmedizin“, das er gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern nutzt. Wie er sagt, war er beim Einsatz einer BIA zunächst skeptisch, ließ sich aber durch den Sportwissenschaftler Roland Lange, seinem Kollegen und Leiter des „FOKUS: Leistungsmedizin“ überzeugen. Bestätigt wurde seine Entscheidung, als er wenig später von Sportmedizinern des DFB hörte, dass sie die BIA ab dem ersten Tag einer Verletzung zum Monitoring der Muskelmasse einsetzen.
Typischerweise dreht sich die Behandlung in seiner Praxis um orthopädische Probleme, die Schmerzen verursachen und im schlimmsten Falle die Ausübung des Sports unmöglich machen. Csaba Losonc nennt hier die Schmerzklassiker: Knie, Hüfte, Rücken. Häufig sind dabei keine strukturellen Veränderungen des Körpers ursächlich, etwa Arthrose oder Bandscheibenläsionen. Der Patient ist gesund hat aber funktionelle Schwächen. Die BIA hilft hier gemeinsam mit anderen Verfahren, zu schwache Muskeln oder eine ungünstige Muskelverteilung zu identifizieren.
Bei Jonas Schaerk, dem leitenden Sportwissenschaftler am UKE Athleticum, ist die BIA ein fester Teil verschiedener Behandlungskonzepte. Bei Leistungsdiagnostiken, Check-ups und Rehabilitationsmaßnahmen ist die BIA neben isometrischen Krafttests, EMG oder Spiroergometrie ein fester Baustein. Als typisches Beispiel nennt er die Rehabilitation eines Oberligisten, der nach einem Kreuzbandriss schnell wieder in Wettkampfform gebracht
werden konnte. Unter anderem wurde der Aufbau der Beinmuskulatur mit dem seca mBCA kontrolliert. Jonas Schaerk setzt dabei auf eigene funktionsbasierte Behandlungsprotokolle, die beispielsweise bei Verletzungen der unteren Extremitäten zum Einsatz kommen. Wann das nächste Level bis zur vollständigen Genesung erreicht ist, wird dabei nicht über die Dauer entschieden, sondern über erreichte Belastungssteigerungen im Training. Diese Maßnahmen werden mit einem Monitoring der Körperzusammensetzung begleitet.
BIA ist ein Werkzeug im Werkzeugkasten der Sportmedizin. Je nach Fragestellung werden andere Verfahren wie MRT, Krafttests oder Belastungs-EKGs hinzugezogen. Im Bereich der Leistungsdiagnostik verwendet Joachim Latsch die BIA beispielsweise zusammen mit einer Laktat-Leistungsdiagnostik und Spiroergometrie. Aus den einzelnen Messwerten ergibt sich ein Gesamtbild, aus dem sich die nötigen Maßnahmen ableiten und gegenüber dem Sportler verargumentieren lassen.
Die BIA ist ein Basistool, das häufig gleich beim Erstgespräch herangezogen wird. Anders als eine Blutuntersuchung sind die Messergebnisse sofort verfügbar und visuell leicht verständlich. Die Messung mit Auswertung dauert in der Regel 15 bis 30 Minuten, wobei meist nur ein kleiner Teil der gemessenen Parameter betrachtet wird. Die Aufnahmefähigkeit des Patienten soll nicht überstrapaziert werden. Es geht erst einmal ums Grundsätzliche: Muskelmasse, Muskelverteilung und Fettmasse, subkutan wie viszeral. Der Patient wird abgeholt und bekommt gleich etwas mit auf den Weg. Zwar lässt sich der „Befundbogen“ auch über eine App abrufen und zugänglich machen, aber Csaba Losonc besteht beispielsweise auf einen Ausdruck, der dem Patienten gegebenenfalls zusammen mit anderen Messergebnissen mitgegeben wird. Das unterstreicht die Wertigkeit der Behandlung.
Für manche Patienten ist die BIA-Messung nichts Neues. Sie kennen sie schon aus dem Fitnessstudio oder nutzen die heimische, wenig präzise Variante der „Badezimmer-BIA“. Diese reicht nicht aus, da der Messstrom häufig nur durch die Beine geleitet wird, wie Roland Lange, Leiter von „FOKUS: Leistungsmedizin“, erklärt. Er unterstreicht, wie wichtig eine vollwertige, qualitative BIA-Lösung ist, deren Ergebnisse mithilfe von Studiendaten untermauert sind. Die MRT-Validierung für den Ausgabeparameter der Muskelmasse und des viszeralen Fetts ist hier ein wichtiger Qualitätsfaktor.
Viele Patienten sind zum ersten Mal mit ihrer Körperzusammensetzung konfrontiert und staunen über die Möglichkeiten, in so kurzer Zeit präzise Einblicke zu erhalten. Generell stößt die Körperzusammensetzungsanalyse mittels BIA auf eine positive Resonanz. Sobald die Bedeutung der Messung klar wird, ist die Neugierde entfacht. Manch einer von Joachim Latschs Athleten gesteht schon vor dem Gang auf die „seca Waage“, dass er nichts Gutes ahnt. Schließlich entgeht es der Messung nicht, wenn das Trainingsprogramm oder die Ernährungsanpassung vernachlässigt wurden.
Csaba Losonc berichtet, dass die BIA allein noch kein Pull-Faktor ist: „Wir sind noch nicht so weit, dass Patienten nur wegen einer BIA-Messung zu uns kommen.“ Allerdings hilft die BIA dabei den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Messergebnisse werden gerne mal im Bekanntenkreis herumgezeigt. In Werbemaßnahmen – mit Ausnahme eine Homepage – investiert er nicht. Trotzdem gab es bis vor kurzem eine sechswöchige Wartezeit für neue Patienten, dann wurde ein weiterer Mitarbeiter eingestellt. Die Mundpropaganda scheint also zu wirken.
Ohne die Mitarbeit des Patienten geht nichts. Wenn Patienten die Behandlung nicht verstehen oder den Therapieplan nicht einhalten, ist jede Maßnahme zum Scheitern verurteilt. Im Hinblick auf Patienten, die mit Übergewicht zu Joachim Latsch kommen, meint er, dass es nicht zielführend ist, mit erhobenem Zeigefinger auf die Risiken einer erhöhten Fettmasse hinzuweisen. Es kann zu einer Abwehrhaltung führen. Stattdessen versucht er, seinen Patienten die Optionen aufzuzeigen.
Die Grafiken des seca mBCA sind dafür ein guter Ausgangspunkt und haben schon zu manchem „Eye-opener“ geführt. Der Patient kann sie mit einem Blick verstehen und es braucht nicht mehr viele Worte, um deutlich zu machen, wo das Problem liegt. Die Darstellung der Körperzusammensetzung hilft also, die Konfrontation zu umgehen, weil der Patient mit einbezogen wird und seine Defizite selbst entdecken kann. Die Einsicht und die Einhaltung unbeliebter Maßnahmen wie Bewegungsprogramme oder Ernährungsanpassungen wird dadurch erhöht. „Es hat eben eine einprägende Wirkung die Folgen eines überwiegend sitzenden Lebensstils zu sehen. Und da ist der mBCA mit den Visualisierungen sehr konkret und eindrucksvoll“, so Joachim Latsch.
Auch für Csaba Losonc und Roland Lange spielt der positive Blickwinkel eine entscheidende Rolle. Ermahnungen bleiben aus, positive Eigenschaften werden in den Vordergrund gerückt. Es wird betont, was schon vorhanden ist, nicht, was noch fehlt. Das wirkt motivierend und ermächtigend. Im Sinne der Salutogenese sind hier Motivation und Verständnis wichtige Faktoren, die durch die Visualisierung der Körperzusammensetzung gefördert werden. Die BIA ist daher nicht nur als diagnostisches oder therapeutische Hilfsmittel zu sehen, sondern auch als Motivations- und Verständigungstool.
Dabei spielen sowohl Zeit als auch der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Wenn man sich nur drei Minuten Zeit für den Patienten nimmt, kann man nicht genug über die Ziele, Beschwerden und Bedürfnisse des Patienten erfahren und auch nicht die Notwendigkeit einer BIA oder weiterer Maßnahmen vermitteln, meint Csaba Losonc. Der Zeitpunkt ist ebenfalls entscheidend: Präventivmedizin verfolgt den Ansatz, die Gesundheit zu erhalten und nicht erst mit der Behandlung zu warten, bis sich eine Typ 2 Diabetes oder eine Arthrose eingestellt hat. Der Mediziner wird also tätig, bevor der Mensch erkrankt. Das Erreichen einer idealen Körperzusammensetzung ist dabei ein wichtiger Punkt, denn eine ausreichende Muskelmasse ist beispielsweise für einen gesunden Stoffwechsel und ein niedriges Verletzungsrisiko Voraussetzung.
Wochen bis hin zu zwölf Wochen. Die Folgemessung offenbart, ob die Maßnahmen – beispielsweise eine Ernährungsberatung, Physiotherapie oder Trainingsempfehlungen – erfolgreich waren und ob Muskelaufbau- oder Fettabbau eingetreten sind. Während die erste Messung den Ist-Zustand festgehalten hat, zeigt die zweite Messung, ob das Soll erfüllt wurde.
Im Rahmen von jährlichen Check-ups kann Joachim Latsch seinen Patienten auch langfristige Tendenzen vor Augen führen. Eine Messung pro Jahr zeigt in diesem Fall langfristige Trends, zum Beispiel den altersbedingten Verlust von Muskelmasse. Das Risiko für eine aufkommende Alters-Sarkopenie kann damit abgeschätzt und entgegengewirkt werden.
Grundsätzlich rechnet sich die Anschaffung einer BIA, da sie die Praxiskonzepte auf verschiedenen Ebenen unterstützt. Es ist ein Service, der bei vielen Patienten und Sportlern in Erinnerung bleibt, motiviert, involviert und das Behandlungserlebnis verbessert. Körperzusammensetzungsanalysen sind je nach Praxiskonzept Teil fester Behandlungspakete, die je nach Fragestellung weitere Untersuchungen oder Leistungstests enthalten, können aber auch als einzelne Leistung angeboten werden.
Da die gesetzlichen Krankenkassen präventivmedizinische Maßnahmen nur bedingt finanzieren, wird eine BIA als Einzelleistung nicht übernommen. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten hingegen vollständig. Für gesetzlich Versicherte ist die BIA eine Selbstzahler-Leistung (IGeL-Leistung). Das macht es notwendig, den Nutzen der BIA zu erklären. Sobald dieser verstanden ist, nehmen eigentlich alle Patienten eine BIA in Anspruch, so Csaba Losonc.
Joachim Latsch berichtet, dass viele Athleten es gewohnt sind, die Kosten zu tragen oder sie werden von ihren Vereinen und Verbänden übernommen. Gleiches gilt für Manager- oder Mitarbeiter-Check-Ups, bei denen das Unternehmen die Kosten übernimmt. Die BIA ist dabei im pauschalen Preis für das Gesamtpaket enthalten. „Menschen, die hier mehrere hundert Euro für Leistungstests ausgeben, haben eigentlich kein Problem damit, wenn ein kleiner Teil davon für eine BIA ist“, so Joachim Latsch.
Aber auch bei gesetzlich Versicherten kann die BIA abgerechnet werden, wenn es feste Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen gibt. Da die GOÄ aus dem Jahre 1982 stammt und zuletzt 1996 überarbeitet wurde, besitzt die Bioimpedanzanalyse keine Abrechnungsziffer. Um sie dennoch geltend zu machen, werden hier Analogziffern genutzt. Da die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen gut ist und die Behandlung stets begründet werden kann, sind Selbstzahler beispielsweise bei Jonas Schaerk die Ausnahme. „Aufgrund der Häufigkeit der Messung und da sie durch die Gebührenordnung abgedeckt ist, gibt es einen Return-of-Invest“, so sein Fazit.
Prof. Dr. med. Joachim Latsch - Niedergelassener Sport-, Ernährungs- und Präventionsmediziner. Bis 2017 Oberarzt am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der deutschen Sporthochschule Köln. Nutzt die BIA „bei so gut wie jedem, der durch die Tür kommt“, vom Olympioniken bis zu seinen Hausarzt-Patienten.