Die verschiedenen Fettgewebe und ihre Eigenschaften: ein Überblick
Daneben spielt das braune Fettgewebe beim Menschen vor allem bei Neugeborenen und Säuglingen eine wichtige Rolle. Aufgrund geringer Muskelmasse sind sie nur bedingt in der Lage Wärme durch Muskelzittern zu generieren, zugleich kühlen sie durch eine verhältnismäßig große Körperoberfläche schnell aus. Zur Aufrechterhaltung ihrer Körpertemperatur dient das braune Fettgewebe als eine Art “Heizung”. Es ist in der Lage durch die Oxidation von Fettsäuren gespeicherte Energie in Wärme umzuwandeln. Zu Beginn des Lebens liegt sein Anteil zwischen 2 % und 5 % des Körpergewichts. Es nimmt jedoch sukzessive ab, sodass es beim Erwachsenen nur noch rudimentär vorkommt. Nicht nur beim Menschen auch bei anderen Säugetieren kommt braunes Fettgewebe vor und ist besonders für Winterschläfer überlebensnotwendig.
Trotz seiner wichtigen physiologischen Funktionen kann ein Übermaß an Körperfett krank machen. Dabei scheint für die Stoffwechselgesundheit weniger die absolute Masse, als die Fettverteilung eine Rolle zu spielen. Man geht davon aus, dass das Unterhautfettgewebe ein weitgehend passiver Energiespeicher ist, der nur geringfügig zur Krankheitsentstehung beiträgt. Entscheidender ist die Menge des im Körperkern liegenden viszeralen Fettgewebes. Es ist stoffwechselaktiv und schüttet eine Vielzahl von Botenstoffen aus, die in viele Prozesse eingreifen. Ein hoher Anteil viszeralen Fettgewebes gilt mittlerweile als eigener Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 sowie kardiovaskulärer Erkrankungen.
Nicht nur die Lage auch der Aufbau des Fettgewebes beeinflusst die Gesundheit. So geht man davon aus, dass viele kleine Fettzellen vorteilhafter sind als wenige Große. Kommt es nämlich zu einer Gewichtszunahme, erreichen die Fettzellen an einem bestimmten Punkt ihre Kapazitätsgrenze und fangen an die gespeicherten Lipide ins Blut abzugeben. Diese reichern sich anschließend in der Leber und Muskulatur an, wodurch das Risiko gewichtsassoziierter Begleiterkrankungen steigt.
Da ausgereifte Fettzellen die Fähigkeit zur Teilung verlieren, glaubte man lange Zeit, dass ihre Zahl im Kindes- und Jugendalter vorbestimmt wird und im Laufe des Lebens weitgehend konstant bleibt. Inzwischen weiß man jedoch, dass sich im Fettgewebe Vorläuferzellen befinden, die sich in jedem Lebensalter in reife Fettzellen umwandeln können.
Erst kürzlich wurde ein neuer Fettgewebstyp von Forschern der Zürcher ETH entdeckt. Bei Experimenten an Mäusen und menschlichem Fettgewebe entdeckten sie einen zuvor unbekannten Fettzelltyp, den sie als “Areg” (adipogenesis regulatory cell) bezeichnen. Diese Zellen senden Signale an umliegende Fettzellen aus und scheinen regulierend in die Bildung neuer Fettzellen einzugreifen. Genauer gesagt unterbinden sie die Reifung der Vorläuferzellen zu Fettzellen. Demnach kann angenommen werden, dass die Aktivität der “Aregs” die Zahl der Fettzellen und damit den Aufbau der Fettdepots beeinflusst.
Entsprechend konnten die Forscher nachweisen, dass übergewichtige Mäuse, deren Fettgewebe überwiegend aus wenigen großen Fettzellen bestand, eine hohe Zahl an “Aregs” aufwiesen. Darüber hinaus zeigten sie bei weiterführenden Versuchen, dass sich durch die Entfernung der “Aregs” die vorhandenen Vorläuferzellen in neue reife Fettzellen umwandelten und ihre Gesamtzahl somit stieg.
Diese Entdeckung stellt einen Meilenstein für das Verständnis des Fettgewebes dar und könnte zukünftig therapeutisch zum Einsatz kommen. Durch eine gezielte Beeinflussung der “Aregs” ist eine vermehrte Ausreifung von Fettzellen denkbar. Diese neuen Speicherkapazitäten würden die Lipidfreisetzung überfüllter Fettzellen verhindern und Ablagerungen in der Leber und Muskulatur entgegenwirken. Eine Verringerung der Organverfettung wiederum kann Personen vor Folgeerkrankungen des Übergewichts schützen.
Bis dahin bleiben eine gesunde Diät und eine dauerhafte Gewichtsreduktion die wirksamsten Mittel gegen Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bild 1 © “Kateryna_Kon” / Adobe Stock
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