Kleider machen Ärzte

- Ärzte werden bis heute vielerorts als Halbgötter in weiß bezeichnet. Neben dem Stethoskop ist ihr wichtigstes Erkennungsmerkmal der weiße Kittel. Hygienische Bedenken sorgen inzwischen jedoch dafür, dass er zunehmend aus dem Klinikalltag verbannt wird. Werden Ärztinnen und Ärzte künftig häufiger im Businesslook oder T-Shirt auf der Station anzutreffen sein? Und was sagen die Patienten dazu?

Schon heute zeigen sich deutliche Unterschiede in der Arztkleidung. So dominiert im englischsprachigen Raum traditionell Bluse, Hemd und Krawatte während in vielen europäischen Ländern die Kombination aus Kittel und weißer Kleidung vorherrscht. Entscheidend ist jedoch nicht nur das Land, sondern auch das Tätigkeitsfeld. Während Psychiater unter ihrem Kittel häufiger „zivil“ tragen, überwiegen in Funktionsabteilungen, der Anästhesie und Rettungsstellen farbige Hosen und Kasacks. 

Was ein Arzt trägt, ist dabei nicht belanglos. In der Vergangenheit wurde bereits mehrfach untersucht, welchen Einfluss die Kleiderwahl auf die Außenwirkung und den Behandlungserfolg hat. Dabei konnte gezeigt werden, dass sie Patienten bewusst und unbewusst beeinflusst. Formelle Kleidung vermittelt demnach den Eindruck von Kompetenz, kann jedoch auch einschüchternd wirken und dazu beitragen, dass Patienten Fragen und Bedenken seltener aussprechen. Ein legeres Outfit hingegen kann weniger vertrauenswürdig wirken und das Befolgen von Therapieanweisungen negativ beeinflussen. 

Kürzlich veröffentlichten Schweizer Forscher die Ergebnisse der bisher größten Untersuchung zum Einfluss ärztlicher Kleidung auf die Patientenwahrnehmung in Europa. Dazu zeigten sie mehr als 800 Patienten Abbildungen von Ärztinnen und Ärzten in verschiedenen Outfits und befragten sie anschließend. Insgesamt gab mehr als ein Drittel der Patienten an, dass ihnen das Äußere ihrer behandelnden Ärzte wichtig sei. Für ein Viertel der Befragten hatte die Kleiderwahl einen subjektiven Einfluss auf die Behandlungszufriedenheit. 

Insgesamt bevorzugten die meisten Patienten im klinischen Umfeld eine Kombination aus weißem Oberteil und Kittel. Diese Kombination erhielt auch in den Kategorien „Fürsorglichkeit“, „Vertrauen“ und „Zugänglichkeit“ die besten Bewertungen und wurde nur im Bereich der „Fachkompetenz“ von der Kombination aus formeller Kleidung und weißem Kittel übertroffen. In Anbetracht verschiedenster Berufsgruppen im Krankenhaus scheint der Kittel neben den zugeschriebenen Attributen vielen Patienten auch der eindeutigen Identifikation von Ärzten zu dienen. 

Auch wenn sich ein deutlicher Trend abzeichnete, unterschieden sich die Präferenzen der Befragten abhängig von Alter, Geschlecht und der Behandlungssituation. Demnach legen vor allem ältere Patienten größeren Wert auf das Äußere und bevorzugen eher formelle Kleidung. Ebenso verbinden sie das Erscheinungsbild stärker mit der Behandlungszufriedenheit. Eine Rolle spielt auch der Behandlungsrahmen. So wurde im Vergleich zu Klinikärzten bei Hausärzten Freizeit- oder formelle Kleidung in Kombination mit einem weißen Kittel favorisiert, wohingegen weiße Kasacks allein eher abgelehnt wurden. 

 Folglich ist vielen Patienten das Erscheinungsbild der behandelnden Ärzte wichtig und beeinflusst die Arzt-Patienten-Beziehung. Aus psychologischen Experimenten ist bekannt, dass sich Menschen anhand des Äußeren bereits innerhalb von Sekundenbruchteilen einen ersten Eindruck ihres Gegenübers machen. Fällt dieser erste Eindruck positiv aus, profitiert davon in den meisten Fällen auch die weitere Arzt-Patienten-Beziehung. Aus diesem Grund sollte die Berufskleidung sorgfältig ausgewählt werden. 

Letztlich scheint aus Sicht der Patienten der weiße Arztkittel, zum Unbehagen der Hygieniker, weiterhin das wichtigste Kleidungsstück der Ärzte zu sein. 

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