Wie die Psyche unsere Ernährung beeinflusst (Teil 1)
Das Auge isst mit
Vor einigen Jahren sollten Probanden im Rahmen einer Studie der University of Illinois einen Teller Suppe essen. Im Anschluss bewerteten sie die Suppe hinsichtlich Geschmack und Sättigung. Was sie nicht wussten: Die Hälfte der Teller wurde während des Experiments über einen Schlauch im Boden nachgefüllt. Die Probanden mit den manipulierten Tellern verzehrten im Schnitt 73% mehr Suppe, waren nach der Mahlzeit jedoch keineswegs satter als die Vergleichsgruppe.
Dieses Experiment verdeutlicht, was sprichwörtlich allgemein bekannt ist: Das Auge isst mit! Nicht nur durch Signale aus unserem Verdauungssystem, sondern auch durch visuelle Reize wird die aufgenommene Kalorien- und Nahrungsmenge eingeschätzt. In anderen Studien versuchte man das Auge zu täuschen. Die gleiche Essensportion wurde auf Tellern unterschiedlicher Größe und Farbe serviert. Das Ergebnis war stets gleich: Je größer die Portion erschien, desto sättigender war sie. Wer versucht Gewicht abzunehmen, dem ist also angeraten eher kleine Teller zu benutzen, da die Portion größer erscheint. Auch wirkt sich Geschirr, das einen hohen farblichen Kontrast zur Speise bildet, positiv auf das Sättigungsgefühl aus.
Farben und Lichtverhältnisse beeinflussen ebenfalls unsere Wahrnehmung von Lebensmitteln. Kräftige Farben signalisieren Frische. Dies macht sich vor allem die Lebensmittelindustrie zunutze. So wirkt zum Beispiel Fleisch in der Theke durch rosa Licht frischer und saftiger. Häufig assoziieren wir bestimmte Farben mit Geschmäckern beispielsweise rot mit Süße und gelb oder grün mit Säure. Allein die Erwartungshaltung kann den Geschmack verändern. Probanden, die einen rot gefärbten Naturjoghurt gegessen haben und nach dem Geschmack gefragt wurden, gingen häufig davon aus einen Erdbeer- oder Kirschjoghurt zu essen.
Der Geschmack entscheidet
Unsere Zu- und Abneigung gegenüber bestimmten Lebensmitteln hängt eng mit ihrem Geschmack zusammen. Auch wenn er zum Teil erlernt ist, geht man heute davon aus, dass die Gene eine wichtige Rolle für unser Geschmacksempfinden haben. Sie entscheiden, wie stark wir bestimmte Geschmacksrichtungen wahrnehmen und somit was uns schmeckt. Generell ist die Interpretation von Geschmäckern tief in uns verankert. Wir unterscheiden fünf Geschmäcker: sauer, bitter, süß, salzig und Umami. Während giftige oder verdorbene Nahrungsmittel häufig bitter oder sauer sind, signalisiert Süßes vor allem Energiereichtum. Umami bedeutet auf Japanisch “wohlschmeckend” und wird durch die Glutaminsäure vermittelt, die natürlicherweise in proteinreichen Nahrungsmitteln auftritt. Dies macht sich die Nahrungsmittelindustrie zunutze, indem sie Speisen die besonders herzhaft schmecken sollen, Mononatriumglutamat hinzufügt.
Für das Überleben des Menschen war bereits früh die Unterscheidung zwischen sauer, bitter und süß entscheidend. Aus diesem Grund haben Säuglinge und Kindern eine angeborene Abneigung gegen Bitteres und Saures. Süßes sowie Protein- und Fetthaltiges schmecken uns hingegen von Geburt an. Warum wir unsere Finger nicht von Schokolade und Chips lassen können und welche evolutionären und physiologischen Mechanismen dahinterstecken, erfahren Sie im zweiten Teil des Artikels, der am 28.12.2016 erscheinen wird.
Bild 1 © “Africa Studio” / Fotolia.com
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