Mit der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) wollen Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden gesund halten und sie für die Belastungen des Arbeitsalltags wappnen. BGF-Maßnahmen sind für Unternehmen nicht verpflichtend, werden aber von den Krankenkassen gefördert und versprechen Vorteile durch reduzierte Krankenstände und zufriedenere Mitarbeitende. Immer öfter ist auch die Bioimpedanzanalyse (BIA) für die Mitarbeitergesundheit im Einsatz. Wir haben BGM-Expertinnen getroffen und erfahren, wo die Vorteile liegen und wie Mitarbeitende von der Messung der Körperzusammensetzung profitieren.
v. l. n. r.: Natascha Tollkühn – staatl.exam. Diätassistentin, Diät-und Ernährungsberaterin (VFED); Dr. Heike Niemeier – Dipl.-Ökotrophologin, essenZ – Dr. Heike Niemeier und Team; Marion Müller – Betriebliche Gesundheitsmanagerin, Unternehmen im Maschinenbau; Larissa Lohse – Projektleiterin BGF, Staatl. geprüfte Diätassistentin (VDD), Kraaibeek GmbH; Nathalie Stoll – Gesundheitsmanagerin, Integion GmbH
„Früher haben Ernährungsfachkräfte mit den Mitarbeitern Zuckerwürfel gezählt, einen Vortrag gehalten und sind wieder gegangen“, sagt Larissa Lohse von der Kraaibeek GmbH. Sie ist für die Koordination von BGF-Maßnahmen verantwortlich und greift dafür auf ein großes Netzwerk staatlich geprüfter Ernährungsfachkräfte zurück. Eine davon ist Natascha Tollkühn. Seit 20 Jahren ist sie im Bereich der Ernährungstherapie sowie in der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) tätig.
Bevor die Maßnahmen starten können, schaut sich Larissa Lohse die Gegebenheiten in den jeweiligen Unternehmen genau an. Das ist wichtig, denn die Kraaibeek GmbH liefert keine Maßnahmen von der Stange. In den Vorträgen und Workshops wird beispielsweise berücksichtigt, ob es Schichtarbeit gibt oder ob überwiegend im Sitzen gearbeitet wird. Welche Möglichkeiten haben die Mitarbeitenden, um für sich zu kochen. Gibt es eine Kantine oder nur eine Mikrowelle?
Die BIA schafft ein Bewusstsein für Körper, Gesundheit und Ernährung
Im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen wird auch die Bioimpedanzanalyse (BIA) angeboten. „Die BIA-Waage kommt supergut an. Die Messungen sind immer ausgebucht“, sagt Natascha Tollkühn und erzählt, dass sie die BIA als hervorragendes Präventionstool schätzt, das motiviert aber auch zum Nachdenken anregt. Was die Mitarbeiter in Bezug auf die Ernährung verbessern können, wird anhand der Parameter leicht verständlich. „Ein großes Verlagshaus war so begeistert von der BIA, dass sie die Messung am liebsten das ganze Jahr lang gebucht hätten“, meint Larissa Lohse.
Welche BGF-Leistungen sie anbieten, hängt davon ab, wie das Unternehmen strukturiert ist und ob eine Krankenkasse als Partner mit dabei ist. „Es ist aber nicht so, dass wir nur messen und wieder gehen. Unser Anspruch sind zumindest 30 Minuten zu haben für eine Messung und erste Tipps zum Thema Körperzusammensetzung und Ernährung“, meint Larissa Lohse. Wenn es das Budget der Firma erlaubt, werden auch Folgemessungen eingeplant, um zu zeigen, was erreicht wurde. Eine Kontrollmessung ist der Idealfall, da hier die Erfolge gemessen werden können.
Aber auch schon eine einzelne Messung mit Beratung von gerade einmal 30 Minuten kann einen großen Effekt haben und ein bleibendes Bewusstsein für die Themen Körperzusammensetzung, Ernährung und Gesundheit erzeugen.
Die BIA erreicht alle
Besonders verlockend ist die BIA für viele Menschen, weil sie schwarz auf weiß Daten zu ihrem Körper zeigt. Damit erreicht man auch Zielgruppen, die gewohnheitsgemäß zurückhaltend beim Thema Ernährungsberatung sind. „Männer haben häufig den Vorbehalt, dass nun die Ernährungsberaterin kommt und ihnen das Fleischessen verbieten will“, so Natascha Tollkühn. Aber die BIA lügt nicht. Sie zeigt nur die Fakten zum Ernährungszustand und bietet damit eine Verständigungsgrundlage zum Thema Ernährung und Gesundheit. „Es ist eine andere Motivation und hilft beim Verstehen der Maßnahmen, wenn man das viszerale Fett genau messen kann, anstatt nur zu sagen: „Oh, die Bauchschürze ist etwas zu groß‘“, erklärt sie.
Larissa Lohse hebt hervor, dass es für Unternehmen zudem immer wichtiger wird, die Gesundheit der Mitarbeitenden aktiv zu fördern. Bedingt durch den demografischen Wandel, eine alternde Belegschaft und Fachkräftemangel gilt es diese möglichst lange gesund und leistungsfähig zu halten. Hinzu kommen Faktoren, wie die Globalisierung und Digitalisierung, die es für Arbeitgebende wichtigmachen, sich als starke Arbeitgebermarke zu positionieren, um Mitarbeitende langfristig zu binden, zu halten und zu motivieren. Dabei kann die BIA ein Instrument sein, um IST-Daten zu erheben und zu liefern, Maßnahmen abzuleiten, durchzuführen und den Erfolg im Anschluss mittels einer erneuten BIA-Messung sichtbar zu machen.
Ein Anreiz für den Einsatz der BIA für Unternehmen kommt von den Krankenkassen. Diese sind von Seiten des Gesetzgebers dazu verpflichtet Prävention zu betreiben und haben feste Budgets für BGF-Maßnahmen. Der „Leitfaden Prävention“, der die BGF detailliert regelt, sieht zudem vor, dass der Gesundheitszustand mit Messdaten evaluiert werden soll. Daher werden entsprechende Maßnahmen auch von den Krankenkassen gefördert.
Für Unternehmen, die BGF-Maßnahmen inklusive BIA anbieten wollen, ist es am günstigsten, sich eine Krankenkasse als Kooperationspartner ins Boot zu holen. Von Seiten der Krankenkassen gibt es die sogenannten BGF-Koordinierungsstellen, die zu diesem Thema beraten und gegebenenfalls helfen, die richtige Krankenkasse als Partner zu finden. Für Unternehmen, die ohne Kooperation mit einer Krankenkasse BGF anbieten, gibt es steuerliche Freibeträge von rund 600 Euro pro Mitarbeiter pro Jahr.
Marion Müller, BGM-Verantwortliche bei einem Unternehmen im Maschinenbau, und Gesundheitsmanagerin Nathalie Stoll.
Marion Müller ist für das BGM in einem Unternehmen mit deutschlandweit über siebentausend Mitarbeitenden verantwortlich. Ihr zur Seite steht Nathalie Stoll vom BGM-Dienstleister Integion, die bei der Umsetzung vielseitiger Angebote wie individueller Gesundheitsberatung oder Gesundheitsseminaren unterstützt. In dem Unternehmen gehört die BIA-Lösung von seca wortwörtlich zum Inventar. Sie steht im Büro des BGM-Teams, wo sie jederzeit von Mitarbeitenden in Anspruch genommen werden kann. Neben dem vierköpfigen BGM-Team am Standort wird die BIA außerdem vom werksärztlichen Dienst mit seinen vier Ärztinnen und Ärzten, fünf Sanitätern und zwei Arzthelferinnen genutzt.
Grundsätzlich können Mitarbeitende jederzeit einen Termin für eine BIA im Büro des BGM-Teams vereinbaren und sich zu Gesundheitsthemen beraten lassen. Daneben gibt es aber auch regelmäßige mehrtägige Gesundheitsseminare mit Vorträgen, Workshops und Beratungsgesprächen zu den Schwerpunkten Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit. Auch hier kommt die BIA zum Einsatz in Kombination mit weiteren diagnostischen Verfahren wie Blutuntersuchungen, Lungenfunktionstests und Bauchultraschalls.
Die Messung weckt Neugierde und fördert die Teilnahme an den BGF-Maßnahmen
Nathalie Stoll beschreibt die BIA als einen idealen Kontaktpunkt, um Themen wie Gesundheitsbewusstsein, Ernährung, Bewegung und Krankheitsprävention bei Mitarbeitenden zu platzieren. „Die Mitarbeiter sind neugierig, kommen von selbst und wir können sie individuell beraten. Die Werte sind für Laien leicht zu verstehen. Auch sind viele Neugierig, ob sie sich bis zur Folgemessung in drei Monaten verbessern können. Kollegen tauschen sich über ihre Werte aus, vergleichen sie und beschäftigen sich damit. Ohne dass wir uns groß anstrengen müssen, schafft die Messung einen Anreiz, dass die Menschen an ihrer Gesundheit arbeiten möchten.“
An unserem Standort mit über 6000 Mitarbeitenden gibt es eine große Bandbreite unterschiedlicher Hintergründe: Von Menschen, die mit Ende 50 zum ersten Mal Sport machen bis zum Marathonläufer, der die BIA-Ergebnisse in Bezug auf sein Training betrachtet. Das häufigste Thema für Nathalie Stoll und Marion Müller ist jedoch die Adipositas. „Viele Mitarbeiter denken, ein bisschen Übergewicht ist doch nicht schlimm, aber wenn man ihnen die Werte präsentiert, kann man leicht erklären, dass das Gewicht längerfristig ein Gesundheitsproblem darstellen kann, wenn man nicht rechtzeitig gegensteuert“, erklärt Nathalie Stoll.
Die medizinische Validierung schafft Vertrauen bei den Mitarbeitenden
Nathalie Stoll und Marion Müller haben sich bewusst für eine medizinische BIA-Lösung von seca entschieden. „Wir haben uns auch andere, günstigere Lösungen angeschaut, aber hier gab es keine richtigen Validierungen oder nur einseitige Studien, die nicht alle Menschen abbilden. Wenn wir BIA anbieten, dann richtig“, sagt Nathalie Stoll und Marion Müller ergänzt: „Es war uns wichtig, dass die Ergebnisse der BIA auch bei wiederholter Messung valide sind, um eine Vergleichbarkeit herzustellen. Nur so erhalten die Mitarbeitenden Aussagen über ihren aktuellen Gesundheitsstatus und dessen Entwicklung über die Zeit. Tatsächlich haben wir auch kritische Mitarbeiter, die sich die Technik gerne einmal genauer anschauen, und uns schnell wissen lassen würden, wenn auf die Messung kein Verlass sein sollte.“
Ein klassischer ROI ist bei der BIA im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements naturgemäß schwierig zu beziffern. Die Effekte des Investments in BIA sind für Nathalie Stoll und Marion Müller jedoch deutlich zu sehen. „Wenn nur ein Teil der Mitarbeitenden seine Ernährung umstellt oder Bewegungsangebote sucht, dann zahlt sich die Investition bereits aus“, argumentieren sie. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter sich bei der Arbeit wohler fühlen und weniger krank sind, steigt, ebenso die Zufriedenheit und die Leistungsfähigkeit. „Man kann das sehr schwer in Zahlen ausdrücken, aber wir sehen die BIA als absolut sinnvolle Investition an“, so Marion Müller.
Für Dr. Heike Niemeier von der Ernährungsberatungspraxis essenZ ist die BIA in den vergangenen Jahren zu dem Treiber in der Ernährungsberatung im BGM geworden. Dabei hat sie anfangs gar nicht in Erwägung gezogen, die BIA hier einzusetzen. Als sie in einem Unternehmen einen Vortrag über TOFIs (ausgeschrieben: Thin Outside Fat Inside) hielt, also Menschen, die trotz Normalgewicht, einen erhöhten, meist viszeralen, Körperfettanteil haben, kam eins zum anderen. Das Unternehmen fragte, ob sie die BIA nicht auch vor Ort für die Mitarbeitenden zur Verfügung stellen könnten. Wegen der großen Nachfrage führte Dr. Heike Niemeiers Team bald in vielen Niederlassungen des Unternehmens Ernährungsberatung mit BIA für die Angestellten durch.
Seitdem ist die BIA meistens dabei, wenn sie mit ihrem Team von essenZ in Unternehmen aktiv ist. Ihrer Erfahrung nach haben Mitarbeitende immer Interesse hinter die Kulissen des Gewichts zu schauen und viszerales Fett, Muskelmasse und weitere Parameter zu analysieren. Zahlen, Daten und Fakten wirken anziehend. „Die Mitarbeiter wissen, dass so eine besondere Chance nicht jeden Tag kommt, und ergreifen sie. Viele googlen das Messverfahren im Voraus und stoßen so von selbst auf das Thema Körperzusammensetzung und hinterfragen Ihre eigenen Körperfettwaagen zu Hause.“
Die BIA verschafft der individuellen Ernährungsberatung eine perfekte Datengrundlage
Für Dr. Heike Niemeier liegt der Fokus auf dem Thema Prävention. Eine verminderte Muskelmasse – ausgelöst durch eine überwiegende sitzende Tätigkeit – kann beispielsweise leicht mit einer BIA nachgewiesen werden. „Von da aus ist es nicht schwierig, verständlich zu machen, dass die ‚Goldmasse‘ immer mit Hilfe von Bewegung und Ernährung möglichst hochgehalten werden sollte.“
Das gleiche gilt für das viszerale Fett, also das Fett zwischen den Organen in der Bauchhöhle. Ein weiterer wichtiger Parameter, der in Zusammenhang mit verschiedenen Zivilisationskrankheiten steht und genau beobachtet werden sollte. Weitere wichtige Parameter sind für sie das Body-Composition-Chart, weil es leicht verständlich ist und verdeutlicht, dass es nicht um Gewicht geht, sondern um das Verhältnis von Fett und Muskelmasse. Auch der Bodyscore ist ein wertvoller Parameter und kommt gerne bei Menschen zum Einsatz, die schon etwas fitter sind und sich mit anderen vergleichen wollen.
Ein wichtiges Anliegen ist Dr. Heike Niemeier der sensible Umgang mit dem Thema Körper und Gewicht. Sie bereitet die Messungen in den Unternehmen stets mit Infomaterialen vor, so dass vorher bekannt ist, wie die Messung abläuft, und Menschen mit Übergewicht die Angst vor der Messung genommen wird. „Wir hatten gerade bei einer Messung drei Frauen, die wirklich sehr rund waren und die BIA ergab, dass sie fast kein viszerales Fett haben, das Gewicht also durch subkutanes Fett verursacht wird. Wir konnten sie in dem Gespräch sehr gut in ihren weiteren Gesundheitsvorhaben bestärken und motivieren.“
Für Dr. Heike Niemeier ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, wie groß der Effekt einer gerade einmal 20-minütigen Beratung auf Basis von BIA-Daten sein kann. „Die Ernährungsberatung wird mit der BIA entscheidend verbessert, da sie als Eye-Opener fungiert und nachvollziehbar macht, warum bestimmte Ernährungsmaßnahmen nötig sind. Wenn wir dann nach einem Jahr wiederkommen und noch einmal messen, können wir sehen, was wir erreicht haben.“
Die Nachfrage nach BIA im BGM steigt
Warum die BIA im Rahmen des BGM für Unternehmen sinnvoll ist, zeigt sich in einer einfachen Gleichung: „Gesunde Mitarbeiter gleich gesundes Unternehmen, und je leistungsfähiger die Menschen, desto besser für den Unternehmenserfolg“, sagt Dr. Heike Niemeier. BIA ist zudem sehr modern. Unternehmen, die schon in BGM-Maßnahmen investiert haben, bieten ihren Mitarbeitenden noch einmal etwas Neues. „Man muss ja nicht nur das Thema Ernährung behandeln, sondern kann die BIA auch nutzen, um Mitarbeiter zum Thema Muskelaufbau und Rückenschmerzen abzuholen. Insgesamt sind BIA und BGM wichtige Benefits, um die Attraktivität eines Unternehmens zu steigern.“
Für Dr. Heike Niemeier als Unternehmerin ist die BIA ein echter Gewinnbringer: „Wir finanzieren uns stark über die BIA, weil sie so gefragt ist.“ Die BIA unterstützt sie dabei gleich doppelt. Denn sie kann als einzelne Dienstleistung im BGM verkauft werden und promotet gleichzeitig die individuelle Ernährungsberatung in ihrer Praxis. „Viele Menschen suchen sich erst eine Ernährungsberatung, wenn es schon zu spät ist. Denn solange sie sich gesund fühlen, sehen sie keinen Sinn darin“, sagt sie. Mit der BIA als Präventionstool in Unternehmen wird der Schritt zur individuellen Ernährungsberatung beschleunigt. Das ist gut für die Gesundheit des Einzelnen und sorgt dafür, dass Dr. Heike Niemeiers Praxis besucht wird. Deshalb, und wegen der Zusammenarbeit mit den Krankenkassen, muss sie keine gezielte Akquise oder Werbung mehr betreiben.