World Obesity Day 2017

Umfrage bestätigt: Adipositas-Prävention scheitert schon beim ersten Schritt. Übergewicht ist Tabuthema beim Arzt

- Während in den USA kaum ein Patient seinen Arzt zu sehen bekommt, bevor er nicht gewogen wurde, findet ein standardisiertes, regelmäßiges Wiegen in deutschen Praxen kaum statt. Dabei besteht Handlungsbedarf: Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von seca, dem führendem Hersteller medizinischer Messsysteme und Waagen, anlässlich des World Obesity Days am 11. Oktober, hat ergeben, dass 53% der Deutschen übergewichtig sind, der durchschnittliche Body Mass Index (BMI) liegt bei 27. Und das Gewicht steigt: 42% der Deutschen haben in den letzten fünf Jahren zugenommen, 12% sogar mehr als 15 Kilo. Dennoch bleibt das Übergewicht beim Arzt oft ein unausgesprochenes Tabuthema.

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Prävention und Früherkennung scheitern schon beim ersten Schritt
Über die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig (53%), 22% sind sogar adipös (ab BMI 30) und tragen ein zum Teil sehr hohes Gesundheitsrisiko mit sich herum, das weiter wächst: 53% der Übergewichtigen gibt an, in den letzten 5 Jahren zugenommen zu haben, bei mehr als jedem dritten Übergewichtigen (34%) waren es sogar 10 Kilo oder mehr – ein Trend, den es zu stoppen gälte. Doch die Chance, Veränderungen des Gewichtes frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten, wird zu häufig vertan. 45% berichten, dass sie noch nie beim Arzt gewogen wurden oder sich nicht erinnern können. Ihr Arzt verlässt sich auf ihre Angaben. Und auch im Behandlungszimmer von Angesicht zu Angesicht scheinen Übergewicht und Adipositas Tabuthemen zu sein: 60% der Übergewichtigen geben an, dass sie noch kein Arzt auf ihr Gewicht angesprochen hat. Immerhin 11% von ihnen haben den Mut besessen, das Thema selbst anzusprechen und um Rat zu fragen.

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AdipositasHilfe Nord e.V.: „Wir sollten das Problem viel früher erkennen.“
Michael Wirtz ist selbst von Adipositas betroffen und wog zu seinen Hochzeiten 160 Kilo. Ein Magenbypass hat ihm geholfen, sein Gewicht wieder zu reduzieren. Heute ist er Vorstandsvorsitzender der AdipositasHilfe Nord e.V. und weiß aus dieser Arbeit und eigener Erfahrung um die Probleme, die Schwierigkeiten und Chancen des Wiegens: „Je mehr ein Mensch zunimmt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er die heimische Waage meidet. Aus Scham, Wut oder Verzweiflung verschließen viele Übergewichtige die Augen vor ihrem steigenden Gewicht. Viele wiegen sich irgendwann gar nicht mehr – und schummeln beim Arzt, wenn sie ihr Gewicht angeben sollen. Ein regelmäßiges Wiegen beim Arzt und eine sensible und konstruktive Thematisierung des Problems können eine große Hilfe sein – so als würde er einem einen Spiegel vorhalten.“ Diesen Spiegel solle man grade auch in Hinblick auf die Früherkennung eher ziehen: „Warum lassen wir das Problem erst so groß werden? Wir sollten es viel früher erkennen. Ärzte sollten die Möglichkeit bekommen, Gewichtsveränderungen in der Patientenakte zu erkennen, um dann gemeinsam das Thema anzugehen.“

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Mehr Zeit und Finanzierung von Vermessung gäbe Ärzten mehr Raum für Früherkennung
Dass ein regelmäßiges Wiegen sinnvoll für die Früherkennung von Übergewicht und Adipositas sein kann, zeigt ein Blick auf Normalgewichtige: 31% haben in den letzten 5 Jahren zugenommen. Eine Tendenz, die aufmerksam machen sollte. Dies wird jedoch kaum einem Arzt auffallen, denn mehr als die Hälfte (51%) geben an, dass sie noch nie beim Arzt gewogen wurden oder sich nicht erinnern können. Auch hier verlässt sich der Arzt auf ihre Angaben.

Seit 35 Jahren praktiziert Heiner Romberg, studierter Pharmazeut und Arzt, als Allgemeinmediziner in Essen. Als ehemaliger Leistungssportler behandelt und berät er heute viele Übergewichtige im Kampf gegen die Kilos. Er weiß um die Bedeutung der frühzeitigen Erkennung von Gewichtsveränderungen – und um die Herausforderungen im Praxisalltag: „Veränderungen des Gewichts erfolgen meist nicht von heute auf morgen und könnten durch regelmäßiges Wiegen wesentlich einfacher und vor allem früher nachvollzogen werden. Bei 20 bis 100 Patienten pro Tag – je nach Praxisgröße – ist dies jedoch sehr zeitaufwendig, insbesondere wenn dann die Beratung erfolgt. Uns stehen aber nur acht Minuten pro Patient zur Verfügung. Da das Wiegen und die Beratung nicht von den Kassen finanziert werden, ist das standardisierte Wiegen kaum abzubilden – auch wenn es sinnvoll wäre.“ Eine weitere Hürde bei der frühzeitigen Identifikation von Übergewicht und Adipositas ist die Ansprache des Patienten: „Einen Patienten, der in der Regel nicht wegen seines Gewichtes, sondern vielleicht wegen eines Schnupfens zum Arzt kommt, auf sein Gewicht anzusprechen, ist auch für einen routinierten Arzt nicht einfach. Hier gilt es, einen guten Gesprächseinstieg zu wählen.“

Politik ist gefragt: Anerkennung von Adipositas als chronische Krankheit für mehr Prävention und bessere Versorgung
Adipositas wird weltweit als chronische, progrediente Stoffwechselerkrankung mit einer komplexen Pathophysiologie verstanden und gilt als Auslöser für mehr als 60 Begleiterkrankungen wie Diabetes Mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und periphere arterielle Verschlusskrankheiten, die für die Betroffenen und das Gesundheitssystem eine immense Belastung darstellen. Dennoch wird Adipositas in Deutschland vielfach noch als Lifestyle-Phänomen abgetan und Betroffene werden oftmals stigmatisiert. Zudem ist sie nicht als Krankheit im sozialrechtlichen Sinne anerkannt. Dadurch haben Betroffene keinen gesicherten und flächendeckend vergleichbaren Zugang zu einer individuellen Versorgung.

Wirtz: „Die WHO hat Adipositas bereits im Jahr 2000 als chronische Krankheit definiert und auch die Fachgesellschaften teilen diese Einschätzung. Dem sollte auch die Gesetzgebung folgen. Adipositas muss als Krankheit im sozialrechtlichen Sinne anerkannt werden. Das würde zum einen zur Entstigmatisierung der Betroffenen beitragen. Zum anderen wäre dann der Weg bereitet für eine gesicherte Versorgung und einen besseren Zugang zu präventiven Maßnahmen sowie zu konservativen, medikamentösen oder chirurgischen Therapien.“

Informationen zu den Ergebnissen auf Länderebene (nach Nielsengebieten) finden Sie unten im Anhang, weitere Informationen zu zur AdipositasHilfe Nord e.V. und seca unter www.adipositashilfe-nord.de bzw. www.seca.com.


[1] Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2041 Personen zwischen dem 20.09.2017 und 22.09.2017 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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seca – Präzision für die Gesundheit
Das Geschick, innovative Wiegetechnologien zu entwickeln und mit praxisorientierten Funktionen zu kombinieren, hat seca seit 1840 perfektioniert und zum Weltmarktführer im Bereich medizinisches Messen und Wiegen werden lassen. Neben dem Vertrieb über 14 internationale Niederlassungen werden seca Messsysteme und Waagen in über 110 Länder exportiert. Das seca service Netzwerk garantiert dazu die kontinuierliche Wartung der Präzisionsgeräte. Um Ärzte und medizinisches Personal so professionell wie möglich zu unterstützen, pflegt seca engen Kontakt zu den Anwendern. Das Ergebnis sind innovative Produkte, die genau auf die Bedürfnisse der jeweiligen medizinischen Anwendungsbereiche zugeschnitten sind, wie vernetzte Messstationen, die miteinander kommunizieren, Service- und Softwaresysteme, die den medizinischen Alltag erleichtern und medical Body Composition Analyzer (mBCA), die mittels bioelektrischer Impedanzanalyse die Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie revolutionieren. Modernste Fertigungstechniken, langlebige Materialien und ein weltweites Qualitätsmanagement garantieren dabei einen Produktstandard auf höchstem Niveau.

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