Chemo- und Strahlentherapie

Fallbeispiel

Patientendaten

Alter: 56 Jahre
Geschlecht: weiblich
Größe: 1,65 m
Anfangsgewicht: 58,00 kg
Anfangs - BMI: 21,30 kg/m²


Anamnese/Diagnose

Eine 56-jährige Patientin hat eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Es wird eine kombinierte Behandlung aus Chemotherapie (Taxol und Carboplatin) und Strahlentherapie durchgeführt. Dabei soll der Ernährungszustand der Patientin überwacht und gegebenenfalls mit Hilfe einer parenteralen Ernährung (PE) verbessert werden.


Verlauf der Messergebnisse

Gewichtsverlauf
Nach jeder Chemo- oder Strahlentherapie kommt es bei der Patientin zu einer Gewichtsreduktion. Durch die darauf folgende parenterale Ernährung konnte das Gewicht jeweils wieder stabilisiert werden. Der Gewichtsverlauf über 26 Wochen mit insgesamt sieben Messdaten stellt sich wie folgt dar:
 

  • 1. Messung (1. Woche): 58,00 kg
  • 2. Messung (3. Woche): 57,50 kg
  • 3. Messung (6. Woche): 58,50 kg
  • 4. Messung (9. Woche): 57,50 kg
  • 5. Messung (13. Woche): 58,50 kg
  • 6. Messung (22. Woche): 57,00 kg
  • 7. Messung (26. Woche): 58,00 kg

Verlauf der Messergebnisse

Bioelektrische Impedanzvektoranalyse (BIVA)

In der BIVA kann der Verlauf des Ernährungszustands verfolgt werden:                                              

  • 1. Messung: Start der Chemotherapie
  • 2. Messung: 0,50 kg abgenommen, Anorexie PE gestartet
  • 3. Messung: 1,00 kg zugenommen, PE gestoppt und Start der Strahlentherapie
  • 4. Messung: 1,00 kg abgenommen, Anorexie, Durchfall, PE gestartet
  • 5. Messung: 1,00 kg zugenommen, PE gestoppt
  • 6. Messung: 1,50 kg abgenommen, Metastasen im Bauchfell, PE gestartet
  • 7. Messung: 1,00 kg zugenommen

 


Fazit

Die Behandlung der Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut bei einer 56-jährigen Patientin zeigt deutliche Veränderungen des Ernährungszustands. In der BIVA lässt sich sehr gut das Wechselspiel zwischen der Therapie und der (künstlichen) Ernährung verfolgen und bewerten. Nach Beginn der Therapien kommt es zu einer Reduktion der Körperzellmasse. Diese Reduktion kann durch eine parenterale Ernährung gestoppt werden, es kommt zu einer Zunahme der Körperzellmasse. Der Verlauf in der BIVA zeigt zudem die stetige Verschlechterung der Körperzusammensetzung. Dies könnte mit dem Gewicht nicht festgestellt werden. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit der seca mBCA Messung zur richtigen Einschätzung einer Gewichtsreduktion.

Die durch die Chemo- und Strahlentherapie hervorgerufenen Veränderungen des Ernährungszustands können mit Hilfe des seca mBCA, insbesondere durch die Betrachtung der BIVA sichtbar gemacht und daraus Maßnahmen für eine (künstliche) Ernährungstherapie abgeleitet werden, die der Patientin eine bestmögliche Lebensqualität bietet.


Tumorkachexie

Fallbeispiel

Patientendaten

Alter: 59 Jahre
Geschlecht: männlich
Größe: 1,66 m
Anfangsgewicht: 69,00 kg
Anfangs - BMI: 25,00 kg/m²


Anamnese/Diagnose

Ein 59-jähriger Mann kaukasischer Ethnie mit Bronchialkarzinom zeigt nach operativer Entfernung des Tumors durch „Lobektonomie“ folgenden Gewichtsverlauf:                                                                          

  • März 2012: 78,00 kg
  • Mai 2012: 69,00 kg

Somit liegt ein klinisch relevanter Gewichtsverlust vor.


Verlauf der Messergebnisse

Body Mass Index (BMI)

Der BMI sowie die Fettmasse sind leicht erhöht, jedoch insgesamt unauffällig:                                         

  • Größe: 1,66 m
  • Gewicht: 69,00 kg
  • BMI: 25,00 kg/m2

Verlauf der Messergebnisse

Fettmasse

Die erhöhte prozentuale Fettmasse ist auf die fehlende physische Aktivität zurückzuführen, die der Patient angibt.                                                                                                                                   

  • Fettmasse (FM): 20,50 kg
  • Prozentuale Fettmasse (FM %): 30,00 %

Verlauf der Messergebnisse

Body Composition Chart (BCC)

Das BCC zeigt jedoch die vermutet verringerte Muskelmasse (Gewichtsverlust, Tumorerkrankung sowie fehlende physische Aktivität).                                                                                                   

  • Fettfreie Masse Index (FFMI): 17,70 kg/m2
  • Fettmasse Index (FMI): 7,50 kg/m2

Verlauf der Messergebnisse

Bioelektrische Impedanzvektoranalyse (BIVA)

In der BIVA fällt der Patient durch seine außerhalb der 95. Toleranzellipse liegende Werte auf, welche auf einen verringerten Zellanteil hinweisen.                                                                             

  • Resistanz R (50kHz): 536,9 Ω
  • Reaktanz Xc (50kHz): 35,9 Ω

Verlauf der Messergebnisse

Phasenwinkel

Dementsprechend liegt sein Phasenwinkel auch deutlich unter den für ihn geltenden Normwerten bei 3.8°.                                                                                                                                          

  • Phasenwinkel φ: 3,8°

Fazit

Angesichts der schlechten Prognose, die durch den Phasenwinkel abzuleiten ist, ist eine frühe Ernährungstherapie und Behandlung der Tumorkachexie (vgl. Fearons International Cachexia Lancet Oncology) notwendig. Der Gewichtsverlust ist trotz unauffälligem BMI deutlich in seiner Körperzusammensetzung zu sehen: verringerte Muskel-, bzw. Körperzellmasse. Angesicht der geplanten Chemotherapie ist es notwendig, den Ernährungszustand zu optimieren (vgl. Andreyev, Ross) und engmaschig zu monitorieren, um dem Patienten eine bestmögliche Lebensqualität zu bieten. Ohne eine schnelle, klinisch genaue und differenzierte Messung der Körperzusammensetzung wäre diese Therapieempfehlung nicht möglich gewesen.

Trotz unauffälliger Werte für BMI und Fettmasse, verdeutlicht der seca mBCA den, durch die Tumorerkrankung hervorgerufenen, kachektischen Zustand und ermöglicht so eine gezielte Ernährungstherapie.